Obwohl der Mayener Hockeyverein im letzten Jahr sein 100-jähriges Jubiläum feiern konnte und auf eine durchaus ruhmreiche sportliche Vergangenheit zurückblicken darf, ist die olympische Sportart „Hockey“ in Mayen und Umkreis immer ein Exot geblieben. Das liegt hauptsächlich daran, dass in der medialen Sportwelt eben andere Sportarten wie Handball, Basketball, Leichtathletik und natürlich der omnipräsente Fußball im Vordergrund stehen. Hockey? Das ist die etwas elitäre Sportart für Akademiker aus Großstädten. Auch wenn an diesem Vorurteil sicher etwas dran ist, so ist es aber auch anderen Vereinen aus Kleinstädten gelungen, das Hockey in ihren Reihen erfolgreich zu etablieren. Das pfälzische Bad Dürkheim zum Bespiel hatte über Jahrzehnte hinweg das erste Herren-Team in der Bundesliga und gewann dort in den neunziger Jahren zahlreiche Titel. Bad Dürkheim, dies nur am Rande, zählt etwa dreitausend Einwohner weniger als Mayen. Erfolgreiches Hockey in der Provinz? Das scheint doch irgendwie möglich.
Nachdem der Mayener Hockeyclub besonders in den neunziger Jahren sehr solide in der Oberliga und für eine Feldsaison auch in der Regionalliga spielte ist es zu Beginn des neuen Jahrtausend deutlicher ruhiger in der Eifelstadt zugegangen. Die erste Herrenmannschaft musste sich aus der Oberliga irgendwann abwärts verabschieden. Weitere Teams im Erwachsenenbereich gab es plötzlich nicht mehr und auch die Jugendabteilung dünnte nach und nach aus. Heute klafft ein Loch zwischen neu formierter Jugendabteilung und weiterhin bröckelndem Erwachsenenbereich. Bis wieder stabile Damen- und Herrenteams im Club vorhanden sind wird sicher noch ein weiteres Jahrzehnt vergehen, das die Mayener irgendwie überbrücken müssen. Dies kann wahrscheinlich nur in Zusammenarbeit mit dem Nachbarclub Rot-Weiss Koblenz gelingen, der ähnliche Probleme hat.
Seit 2018 ist es dem Verein aus der Eifelstadt jedoch mit Hilfe zahlreicher neuer Impulse gelungen, die Jugendsparte wiederzubeleben. Im Training tummeln sich mittlerweile ca. 40 Kinder und Jugendliche, die kontinuierlich dem Hockeysport nachgehen. Dazu kommen bis zu zehn Trainer und Co-Trainer. Die neugewonnene personelle Stärke ist natürlich höchst erfreulich, führt aber auch zu lange nicht mehr gekannten Problemen: Platzmangel in der Halle, fehlende Trainingszeiten drinnen und draußen. Im regelmäßigen Spielbetrieb stehen aktuell Minis, D-Knaben und C-Knaben. Darunter auch einige Mädchen, die bei den Jungs integriert werden. Für ein eigenes Team reicht es derzeit noch nicht ganz. Auch die jungen Damen der weiblichen Jugend B sind zu wenige, um als Mayener Team ist der Jugend-Verbandsliga zu spielen. Eine Spielgemeinschaft mit PST Trier hilft hier erfolgreich weiter.
Man kann sagen: „Der Anfang einer neuen Zeit im Hockeyclub ist gemacht.“ Modernes Marketing per neuer Website und Social Media hilft dem Sportverein, sich neu zu präsentieren. Erste Kontakte zu den Schulen und Kitas sind geknüpft und haben bereits neue Kinder ins Training gespült. Der Verein ist sichtbarerer in der Stadt geworden und soll es in Zukunft noch stärker werden. 60 Kinder und Jugendliche, die das Gros der Jugendabteilung ausmachen, sollen es mindestens werden. Das ist ein realistisches Ziel und würde dafür sorgen, in der jeder Jugendaltersklasse eine Mannschaft zu stellen. „Langfristig wollen wir aber um die 80 Kinder und mehr im Jugendbereich haben“, sagt Jugendwart Oliver Hannus. In den nächsten Jahren sollen die Kräfte im Verein gebündelt werden um dieses Ziel zu erreichen. „Wichtig ist, dass wir in den ganz jungen Altersklassen, den Minis und den D-Kindern, einen kontinuierlichen Zustrom an Kinder aufbauen und diesen auch aufrechterhalten. Das würde die Zukunft des Vereins langfristig sichern“, so Hannus weiter.
Nach dem erfolgreichen Jahr 2019, in dem der Club 100 Jahre alt wurde und dies in zahlreichen Veranstaltungen feierte, sollte 2020 den vorab aufgenommenen Elan nutzen, um weiter zu wachsen und sich als traditionsreicher Mayener Verein neu zu etablieren. Nun hat die Corona-Pandemie dieses Vorhaben erst einmal ausgebremst. Dennoch haben die ganz jungen Sportler im Verein das Training Ende Mai wieder aufgenommen und hoffen auf den Beginn der Feldsaison im August oder September.
Keine einfachen Zeiten für den Hockeysport in Mayen dieser Tage, aber am Horizont ist Licht in Form stabiler und kontinuierlicher Jugendarbeit zu erkennen. Auch andere Sportarten kämpfen in Mayen ums Überleben oder haben den Kampf bereits aufgeben müssen. Es gibt weder Handball noch Basketball in Mayen, sogar der Fußball hat seine Probleme. Darum es ist gut, dass sich im Hockeyclub wieder etwas tut und hartnäckig an einer Zukunft gebastelt wird. So hartnäckig wie Basalt. Mayener Basalt – hau!